Mandala als Ritual der Einstimmung

Das Mandala als Vorbe­rei­tung auf die Schwitzhütten-Zeremonie

Zum Abschluss der letzten Schwitz­hütte in diesem Jahr möchte ich ein beson­deres Ritual mit euch teilen: das Legen eines Mandalas in der Feuer­schale. Dieses Ritual ist mehr als nur eine künst­le­ri­sche oder deko­ra­tive Hand­lung. Es ist eine tief­ge­hende spiri­tu­elle Praxis, die mich auf die Zere­monie vorbe­reitet, den Raum ener­ge­tisch öffnet und schützt und die Heilung auf symbo­li­scher Ebene unterstützt.

Wenn ich beginne, das Mandala in der Feuer­schale zu gestalten, öffne ich mehr als nur einen physi­schen Raum. Mit jedem sorg­fältig plat­zierten Element öffne ich einen inneren Raum der Vorbe­rei­tung und Trans­for­ma­tion. Die kreis­för­mige Struktur symbo­li­siert Ganz­heit und Voll­kom­men­heit — ein leben­diges Abbild unseres eigenen Lebenskreislaufs.

Die Mate­ria­lien, die ich wähle — seien es Blätter, Zweige oder Blüten — tragen eine tiefe ener­ge­ti­sche Bedeu­tung. Jedes Element wird bewusst ausge­wählt und mit Inten­tion plat­ziert. Es ist ein medi­ta­tiver Prozess, bei dem ich mich voll­ständig auf den gegen­wär­tigen Moment konzentriere.

Am Ende der Schwitz­hütte löse ich das Mandala wieder auf. Dieser Akt symbo­li­siert für mich das Ende eines Zyklus und den Beginn eines neuen. 

Dieses Ritual lädt uns ein, inne­zu­halten und unsere eigenen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zesse zu betrachten. Wie das Mandala, das entsteht und vergeht, durch­leben auch wir stän­dige Verän­de­rungen. Jede Zere­monie, jeder Moment ist eine Gele­gen­heit zur Reini­gung, zum Wachstum und zur Heilung.

Die Schwitz­hütte ist ein heiliger Raum der Reini­gung — und das Mandala ist ein Teil davon. Es bereitet nicht nur den physi­schen Raum vor, sondern öffnet auch unsere Herzen und Geister für die tief­grei­fende Erfah­rung, die bevorsteht.

Das Legen des Mandalas ist für mich ein wich­tiger Bestand­teil der Vorbe­rei­tung auf die Schwitz­hütte. In diesem Moment stimme ich mich auf die trans­for­ma­tive Kraft der Zere­monie ein und öffne mich für die Erfah­rungen, die auf mich warten.

In der Tradi­tion unserer Vorfahren war und ist das Mandala mehr als eine künst­le­ri­sche Praxis. Es ist ein leben­diges Gebet, eine Verbin­dung zur spiri­tu­ellen Welt und ein Weg, unsere Absichten und unseren Respekt für den Kreis­lauf des Lebens auszudrücken.

Und so schliesst sich der Kreis — vom ersten vorsich­tigen Legen bis zur finalen Auflö­sung, ein zeit­loses Ritual der Transformation.

Blumenwiese mit gelben und lila Blumen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.

Weis­heit des Schwitzhütten-Feuers

Das Lesen des Feuers ist für mich ein wich­tiger Bestand­teil während der Schwitz­hütten-Zere­monie. Dabei beob­achte ich

  • die Form und die Farbe der Flammen
  •  die Bewe­gung des Rauchs
  •  die Art wie es brennt
  • das Knistern und andere Geräu­sche des Feuers.

Die im Feuer wahr­ge­nommen Zeichen sind Hinweise, was das Thema der Zere­monie ist und mit welcher Energie die Gäste daran teilnehmen.

Für unsere Zere­mo­nien verwenden wir ausschliess­lich sorg­fältig gela­gertes Holz aus dem Ricken, das eine beson­ders harmo­ni­sche und wohl­tu­ende Wärme spendet. Diese Wärme ist mehr als nur physi­scher Natur — sie öffnet einen Raum für tiefe Transformation.

Eine Schwitz­hütte ist eine Einla­dung, die gewohnten Dimen­sionen von Zeit und Raum hinter sich zu lassen und eine Reise nach innen anzu­treten. In diesem geschützten Rahmen können Menschen:

  • zu ihrem wahren Selbst finden
  • ihre Seele nähren
  • persön­li­ches Wachstum erfahren
  • echte Verbun­den­heit mit sich und anderen erleben

Mehr­mals im Jahr öffnen wir wieder diesen heiligen Raum für eine neue Schwitz­hütten-Zere­monie. Wir laden dich ein, Teil dieser trans­for­ma­tiven Erfah­rung zu werden und dich selbst auf einer tieferen Ebene zu begegnen.

 

Blumenwiese mit gelben und lila Blumen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.

Schwitz­hütte: Nackt? Heiss? Wie lang?

Drei Fragen, die mir immer wieder zur Schwitz­hütte gestellt werden

Als Leiterin einer Schwitz­hütte bekomme ich oft Fragen von Inter­es­sierten, die mehr über diese prozess­ori­en­tierte Zere­monie wissen möchten. Lass uns die drei häufig­sten Fragen betrachten, die mir immer wieder gestellt werden:

  1. Seid ihr nackt?

Nein, wir sind nicht nackt in der Schwitz­hütte. Das hat verschie­dene Gründe, unter anderem unsere sozialen Normen. Ich trage zum Beispiel ein leichtes Baum­woll­som­mer­kleid. Du kannst dir auch einfach ein leichtes Tuch um den Körper wickeln. Wichtig ist nur: Bade­hosen oder andere Klei­dungs­stücke aus synthe­ti­schen Mate­ria­lien sind nicht geeignet. Die Natur­fa­sern sind ange­nehmer auf der Haut und lassen deinen Körper besser atmen.

In der prozess­ori­en­tierten Schwitz­hütte geht es darum, dich sicher und geborgen zu fühlen, damit du dich ganz auf deine innere Reise einlassen kannst. Die leichte Klei­dung hilft dir, dich zu entspannen und offen für die trans­for­ma­tiven Erfah­rungen zu sein, die auf dich warten.

  1. Wie heiss ist es?

Die Tempe­ratur in der Schwitz­hütte liegt zwischen der eines Dampf­bades und einer heissen Sauna. Es ist defi­nitiv wärmer als ein typi­sches Dampfbad, aber nicht ganz so heiss wie eine finni­sche Sauna auf höch­ster Stufe.

Was die Schwitz­hütte einzig­artig macht: Bei jeder Runde werden die heissen Steine mit Kräu­tern und Wasser über­gossen. Das erzeugt Dampf und inten­si­viert das Erlebnis. Ein kleiner Tipp: Wenn dir die Hitze zu viel wird, leg dich einfach auf den Boden. Dort ist es in der Regel etwas kühler.

Aber denk daran: Eine extreme Hitze ist nicht der Schlüssel zur Trans­for­ma­tion. Es geht viel­mehr um die Grup­pen­er­fah­rung und deine innere Reise. Die Hitze dient als Kata­ly­sator für den Prozess der Selbst­fin­dung und Persön­lich­keits­ent­wick­lung. Sie hilft dir, alte Muster loszu­lassen und neue Perspek­tiven zu gewinnen.

Du kannst jeder­zeit mit mir abspre­chen, die Hütte zu verlassen, wenn du eine Pause brauchst. Draussen kannst du dich abkühlen, ans Feuer setzen oder einfach durch­atmen. Wenn du dich bereit fühlst, kannst du jeder­zeit wieder zurück­kommen. Es wird immer jemand da sein, um dich zu betreuen. Diese Flexi­bi­lität ist ein wich­tiger Aspekt der prozess­ori­en­tierten Schwitz­hütte — wir respek­tieren deinen indi­vi­du­ellen Weg und deine Grenzen.

  1. Wie lange bin ich in der Schwitzhütte?

Die gesamte Zere­monie erstreckt sich über etwa 5 Stunden. Das mag im ersten Moment lang erscheinen, aber die Zeit vergeht wie im Flug! In dieser Zeit ist alles enthalten: das Ankommen, erste Gespräche, die eigent­liche Zeit in der Schwitz­hütte, das Nach­be­reiten und mitein­ander aufräumen.

In der Schwitz­hütte selbst verbringen wir norma­ler­weise zwischen 1 und 3 Stunden. Die genaue Dauer hängt von der Gruppe ab und kann jedes Mal anders sein. Das Schöne daran: Jede Schwitz­hütten-Erfah­rung ist einzigartig.

Diese Zeit ist ein Geschenk an dich selbst und deine Seele. In der Schwitz­hütte hast du die Möglich­keit, tief in dich hinein­zu­hören, alte Über­zeu­gungen loszu­lassen und neue Kraft zu schöpfen. Der prozess­ori­en­tierte Ansatz erlaubt es dir, dein eigenes Tempo zu finden und dich voll und ganz auf deine persön­liche Entwick­lung zu konzentrieren.

Was du aber sicher wissen kannst: Nach 5 Stunden ist die gesamte Zere­monie beendet. Du wirst mit neuen Eindrücken und hoffent­lich einem Gefühl der Erneue­rung nach Hause gehen. Viele Teil­nehmer berichten von tief­grei­fenden Einsichten und einem Gefühl der inneren Klar­heit, das noch lange nach der Schwitz­hütte anhält.

Bist du bereit für dein Schwitz­hütten-Aben­teuer? Jede Schwitz­hütte ist eine Chance, etwas Neues über dich selbst zu entdecken. Es ist eine Reise zu deinem wahren Selbst, eine Möglich­keit, deine Seele zu nähren und deine Persön­lich­keit weiterzuentwickeln.

Die Schwitz­hütte bietet dir einen geschützten Raum, in dem du dich selbst erfor­schen, alte Muster loslassen und neue Perspek­tiven gewinnen kannst. Es ist mehr als nur ein körper­li­ches Erlebnis — es ist eine ganz­heit­liche Erfah­rung, die Körper, Geist und Seele berührt.

Ich freue mich darauf, diese trans­for­ma­tive Erfah­rung mit dir zu teilen und dich auf deinem Weg der persön­li­chen Entwick­lung zu begleiten!

 

Blumenwiese mit gelben und lila Blumen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.

Das Flackern des Feuers

«Wenn ich am Feuer stehe, spüre ich eine tiefe Verbun­den­heit mit den anderen Teilnehmer*innen. Es ist, als würden wir in diesem Moment eine Einheit bilden, obwohl jeder von uns in seinen eigenen Gedanken versunken ist.

Das Flackern des Feuers scheint nicht nur Wärme und Licht zu spenden, sondern auch unsere Gedanken zum Tanzen zu bringen. Jeder Gedanke ist wie ein Funke, der aufsteigt und in der Dunkel­heit verglüht.

Für mich ist das Feuer die Verbin­dung, der Weg, der uns in die Schwitz­hütte führt. Es ist ein Ort der Reini­gung, der Erneue­rung und der Trans­for­ma­tion. Hier können wir uns mit unserer inneren Mitte verbinden.

Das Ritual der Schwitz­hütte ist für mich ein heiliger Moment, den ich immer wieder gerne erlebe. Es ist eine Möglich­keit, mich mit der Natur und mit den anderen Menschen zu verbinden, die an diesem Ritual teil­nehmen.» Silvia Bren

 

Dieses Jahr feiern Silvia und ich 15 Jahre Schwitz­hütten. Zere­mo­nien, die wir zusammen gestalten, in Acht­sam­keit und Liebe. Ich freue mich auf weitere, wunder­bare Zeremonien.

Blumenwiese mit gelben und lila Blumen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.
Feed­back Schwitzhütte

Feed­back Schwitzhütte

Lieber S.W.

Deine Zeilen berühren mich.… du sprichst mir aus dem Herzen. Ich kenn Manuela und Silvia seit drei­zehn Jahren und bin, in unre­gel­mäs­sigen Abständen, seit einer der ersten Schwitz­hütten mit dabei. Durch Manuelas Beglei­tung durfte ich viel berei­cherndes erleben. Und ja, ich hab schon sehr inten­sive Minuten erlebt in der Schwitz­hütte, die mein Leben von Grund auf verän­dert haben, und auch solche, die einfach wohl­tuend waren und die, wie du schreibst, viel zu schnell vergingen.
Als ich gestern als Helferin bei der Voll­mond Schwitz­hütte mit dabei war, wartete ich gespannt, ob ich den Menschen hinter den Zeilen kennen lernen werde. Dies war nicht so, was mich bewegt dir auf diesem Weg ein paar Zeilen zu schreiben, auch wenn Feed­back­runden nicht so dein Ding sind ;).

Für alle anderen Leser noch ein paar Worte was ich beson­ders find an Manuela:
Manuela beglei­tete mich in der Vergan­gen­heit mit viel Liebe. Es ging ihr dabei immer in erster Linie um mich und um das was ich gerade brauchte in diesem Moment. Beson­ders intensiv erlebte ich dies als mich Manuela, bei meiner ersten Ener­gie­sit­zung, nach kurzer Zeit auffor­derte zu gehen, da sie spürte, dass ich noch nicht bereit bin mich auf einen Prozess mit ihr als Beglei­terin einzu­lassen. Und wie recht hatte sie! Ich kam wieder und tastet mich langsam an meine Themen heran, immer so dossiert, dass ich mein Leben daneben mit genü­gend Stabi­lität und Energie gestalten konnte. Dadurch entstand ein grosses Vertrauen, ich fühlte mich immer freier meinen Weg zu gehen. Wenn ich mal wieder im Nebel herum­irrte, teilte sie mir ihre Wahr­neh­mung einfühlsam und authen­tisch mit. Sie half mir den Weg zu sehen, der für mich vorbe­reitet war und diesen auch mutig zu gehen. Auch half sie mir Mut zu finden, um meine dunklen Löcher wahr­zu­nehmen, zu lernen nicht mehr hinein­zu­stol­pern, und später diese Löcher mit Erde zu füllen und zu bepflanzen, als es Zeit dazu war. Ich bin ihr sehr dankbar…

Manuela du bis ein wich­tiger Mensch für mich!

Herz­lichst
B. W. (w)

Blumenwiese mit gelben und lila Blumen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.
Schwitz­hütte mit Manuela Krah – ein Erlebnisbericht

Schwitz­hütte mit Manuela Krah – ein Erlebnisbericht

Vor vier Jahren. Irgendwo in Mittel­deutsch­land. Ich hocke mit 32 anderen Männern in einer selbst­ge­bauten Hütte. Und schwitze. Wir sind vor ein paar Stunden schnecken­förmig in den dunklen Raum gekro­chen. Und jetzt hocken wir da. Knie an Knie. Und kämpfen. Gegen die Hitze. Und gegen die Enge. Mein Kopf droht zu explo­dieren. Wie in einer finni­schen Sauna. Mit dem kleinen, grossen Unter­schied, dass ich in einer Sauna raus kann. Wann immer ich will. Hier kann ich nicht raus. Denn hier geht es darum, ein Mann zu sein. Und Dunkel­heit, Enge und Hitze auszuhalten.

Zum Glück sitze ich ganz hinten bei der Zelt­wand. Und kann bescheissen. Und das tue ich. Nicht zu knapp: Ich schiebe meine Hand regel­mässig unter der Zelt­wand nach draussen, damit ein Hauch kühle Luft an meinen Rücken strömen kann. Schwitz­hütte als Über­le­bens­kampf. Da bleibt weder Raum noch Zeit für etwas anderes. Als wir die Hütte endlich verlassen dürfen, werden wir mit Kräu­t­er­wasser geduscht. Ein fanta­sti­sches Erlebnis! Trotzdem bleibt ein schaler Nach­ge­schmack: Es war schön. Aber doch nicht das, was ich mir unter der viel geprie­senen Schwitz­hütte vorge­stellt habe.

Auf dem Weg zur Erleuchtung

Zwei Jahre später im Schwarz­wald. Der nächste Versuch. Die Ankün­di­gung: «Eine Schwitz­hütte mit einem echten Scha­manen!» Ich weiss zwar nicht, was ein «echter Scha­mane» ist. Und warum die «echten Scha­manen» in unseren Brei­ten­graden gerade wie Pilze aus dem Boden schiessen. Aber die Ausschrei­bung hat mich ange­spro­chen. Eine scha­ma­ni­sche Schwitz­hütte scheint mir noch­mals etwas ganz anderes zu sein, als ein Über­le­bens­trai­ning unter harten Männern – und solchen, die es werden wollten.

Die Hütte ist gross; die Anzahl der Teil­neh­me­rinnen und Teil­nehmer über­schaubar. Das ist schon mal gut. Und entspannt mich. Der «echte Scha­mane» macht das richtig gut. Bevor wir in die Schwitz­hütte dürfen, schickt er uns in den Wald, damit wir ein wenig Distanz zum Alltag bekommen und uns vor lauter Vorfreude auf das, was da kommt, nicht die Ohren voll­labern. Die Zere­monie ist schön und das anschlies­sende Bad im Weiher ein unver­gess­li­ches Erlebnis. Doch richtig glück­lich werde ich auch diesmal nicht. In der gemischten Gruppe sind einige dabei, die schon «viele spiri­tu­elle Erfah­rungen gemacht haben». Dementspre­chend machen sie sich mit verklärtem Blick und einem Mantra auf den Lippen auf den Weg in die Hütte – felsen­fest davon über­zeugt, dass sie der Erleuch­tung jetzt einen weiteren Schritt näher kommen und die Hütte als Engel­wesen verlassen werden. Mir wird wieder einmal bewusst, warum ich im Zen meine Heimat gefunden hab. Dort macht man nämlich kein «Gschiss». Um nichts und niemanden. Und am aller­we­nig­sten um Zen.

Manuela Krah

Dann tritt Manuela Krah in mein Leben. Und das erst noch ganz anders, als man das von einer Ener­gie­t­he­ra­peutin erwarten dürfte: hoch­tech­nisch. Via Zoom. Und nicht bei einer zufäl­ligen Begeg­nung auf einer Lich­tung im Wald. Was durchaus im Bereich des mögli­chen gewesen wäre. Denn Manuela Krah legt am Rhein regel­mässig Mandalas. Manuela ortet über die Kamera schlechte Ener­gien in meinem Rücken. Und räuchert wenige Tage später mein Büro. Hätte mir das jemand vor zehn Jahren prophe­zeit, ich hätte ihn (oder sie) für verrückt erklärt.

Wenig später thera­piere ich mich durch Manuelas Angebot: Ener­gie­be­hand­lungen, Herz­trom­meln, Klang­mas­sagen. Ich liebe Ener­gie­be­hand­lungen über alles. Und habe schon die verschie­den­sten Thera­peu­tinnen und Thera­peuten erlebt. Manuela Krah ist anders. Nur schon, weil sie sich so gut wie allen Konven­tionen verwei­gert. Die meisten Thera­peu­tinnen und Thera­peuten behan­deln ihre Klienten auf einer Liege. Bei Manuela Krah liege ich am Boden. Und weiss nicht, ob ich das jetzt gut oder weniger gut finden soll. Die Behand­lungen und ihre Wirkung sind auf jeden Fall gut. Sehr gut sogar.

Baum­kom­mu­ni­ka­tion für Anfänger

Manuela bringt es fertig, dass ich Dinge tue, die sogar mich aus der Komfort­zone locken. Obwohl ich schon eine Menge «verrückter Dinge» getan hab. Dazu gehört zum Beispiel Wald­baden. Wobei es bei ihr ‑selbst­ver­ständ­lich!- anders heisst: Baum­kom­mu­ni­ka­tion.

Bleibt am Schluss nur noch die Schwitz­hütte übrig. Ich sage zu, obwohl ich mit dem Thema «Schwitz­hütte» eigent­lich abge­schlossen habe – und statt­dessen ganz prag­ma­tisch alle 14 Tage in die Sauna gehe.

Als ich mich mit Sack und Pack dem Schwitz­hüt­ten­platz nähere, bin ich baff: Der Platz ist wunder­schön. Und mit Blumen, Kerzen und Steinen liebe­voll herge­richtet. Die Stim­mung ist gut und über­haupt nicht aufge­kratzt. Die Leute sind nett und kein biss­chen durch­ge­knallter als ich. Das Schwitz­hütten-Ritual beginnt mit einer kleinen Vorbe­rei­tungs­runde. Ich begehe den Fehler, Manuela zu fragen, wie lange die Zere­monie dauern wird. Als Mann hat man ja gerne ein paar Fakten, «an die man sich halten kann». Ich hätte es wissen müssen: Manuela «fest­zu­na­geln», ist ein Ding der Unmög­lich­keit. Sie entscheidet immer und überall aus dem Moment heraus. Wobei ich hier fairer­weise anfügen muss, dass ihre Schwitz­hütten-Events jedes Mal pünkt­lich enden – egal, wie lange das eigent­liche Schwitzen dauert.

Liegen statt sitzen – Manuela sei Dank

Wie bei allen Schwitz­hütten-Zere­mo­nien, an denen ich bisher teil­ge­nommen habe, werden wir von Manuela vor dem Betreten der Hütte geräu­chert. Drinnen ist es dunkel und feucht. Wie immer. Mit meinen kaputten Knien fällt mir das Sitzen schwer. Bei Manuela darf ich liegen. Auch wenn das vermut­lich nicht so schön und so würde­voll aussieht, wie wenn ich im Yoga-Sitz und mit durch­ge­strecktem Rücken auf die glühenden Steine blicken würde. Und dann geht es auch schon los: Manuela bestellt mal 17, mal 4 und mal 28 Steine, die von ihrer Assi­stentin mit einer Gabel in die Hütte geschoben werden. Silvia, die Co-Orga­ni­sa­torin der Schwitz­hütten-Events, schiebt die Steine mit Engels­ge­duld an ihren Bestim­mungsort. Manuela giesst Wasser über die Steine. Und lässt im Anschluss daran die Kräuter auf den Steinen verglühen.

Ich bekomme das nur am Rand mit. Denn ich bin da. Und doch nicht da: Ich gleite irgendwo zwischen Himmel und Erde durch Raum und Zeit. Erst als mich Manuela auffor­dert, selbst Kräuter ins Feuer zu werfen, mache ich eine kleine Zwischen­lan­dung. Wenig später kündigt sie auch schon die letzte Runde an. Was jetzt? Wie jetzt? Wir haben doch gerade erst ange­fangen! Ich könnte stun­den­lang liegen­bleiben und diese warme, duftende Wolke geniessen. Das kurze Bad im kalten Bach kata­pul­tiert mich dann aber in Rekord­zeit zurück ins hier und jetzt.

Stufe zwei: die Schweigehütte

Nach diesem Tag ist für mich klar: Eine Schwitz­hütte pro Jahr muss sein! Aber gerne in einer etwas anderen Form. Denn das Repe­ti­tive ist nicht so mein Ding. Das schätze ich auch am Feuer­laufen: Einmal ist es ein buddhi­sti­sches Ritual, bei dem ich 108-mal über ein kurzes Stück glühende Kohlen gehe. Ein anderes Mal liegen zwölf lange Meter vor mir.

Als das Mail von Manuela mit der Einla­dung zu einer «ganz beson­deren Schwitz­hütte» in meiner Inbox liegt, ist für mich deshalb auf der Stelle klar: Da muss ich hin!

Am Schwitz­hütten-Tag regnet es in Strömen. Auf dem Weg zur Hütte sinke ich bei jedem Schritt minde­stens zehn Zenti­meter ein. Der Platz ist ‑gelinde gesagt- matschig. Später, beim Aufräumen, frage ich mich: Warum tun sich Manuela und Silvia das bloss an? Ich brauche vier Stunden, um mein Auto, meine Kleider und meinen Ruck­sack eini­ger­massen sauber zu bekommen. Wie muss es da wohl Manuela und Silvia ergehen? Sie haben zwei Autos, die bis unter die Decke mit Decken, Kani­stern und Kerzen gefüllt sind. Und überall, wirk­lich überall, klebt Schlamm.

Habe ich was zu sagen?

Die Schwitz­hütte fühlt sich vertraut an. Und ich habe sogar noch etwas mehr Platz als beim ersten Mal. Dafür reizen mich die Kräuter von Manuela diesmal deut­lich mehr: Ich huste wie ein Welt­mei­ster. Was natür­lich eine tiefere Bedeu­tung und einen tieferen Sinn hat. Meint Manuela. Sie fragt mich, was ich der Gruppe sagen möchte. Ich? Etwas sagen? Sicher nicht! Schliess­lich ist es eine Schwei­ge­hütte. Später spreche ich dann doch noch. Mit mir allein. Es ist ein sehr langes, sehr persön­li­ches und sehr aufschluss­rei­ches Gespräch.

Auch diesmal bin ich enttäuscht, als Manuela die letzte Runde ankün­digt. Es ist doch grad so schön! Ich geniesse die Dunkel­heit, die Wärme und sogar die Enge. Jeder einzelne Aufguss ist eine kleine Heraus­for­de­rung. Aber eben nur eine kleine – genau richtig, um ein wenig aus der Komfort­zone zu kommen. Und trotzdem nicht panik­artig in den Über­le­bens­modus zu geraten.

Die perfekte Schwitzhütte

Mit Feed­back­runden kann ich in der Regel wenig bis gar nichts anfangen. Vor allem, wenn die Teilnehmer:innen stun­den­lang über etwas erzählen, das effektiv nur ein paar Minuten gedauert hat. Auch in diesem Punkt ist bei Manuela vieles anders: Niemand hebt ab. Und niemand textet die anderen zu. Alle machen kurze, stim­mige Aussagen zu dem, was sie in der Hütte erlebt haben. Und das war offenbar bei der einen und dem anderen eine ganze Menge.

Ich fühle mich nicht erleuchtet. Und ich hatte kein «spiri­tu­elles Erlebnis». Aber ich habe einen wunder­schönen Adventstag im Kreis von netten Menschen verbracht. Und dafür hat sich die Reise ins Reppischtal mehr als gelohnt.

S.W. (m)

Frau tanzt barfuss auf einer Wiese.