Einlei­tung

Ich hatte mich selbst verloren: ange­passt, funk­tio­niert, gelä­chelt. Doch irgendwo in mir glomm noch ein Funke. Erst durch das Tanzen, durch eine Begeg­nung und durch den Mut zur Erin­ne­rung, fand ich zurück zu meinem inneren Feuer. Dies ist meine Geschichte.

Der leise Verlust

Es war lange Zeit ein tiefer Schatten in mir. Mein inneres Feuer war kaum noch spürbar, als hätte jemand die letzte Glut ausge­pu­stet. Im Alltag war ich ein Schatten meiner selbst, funk­tio­nierte, lächelte, passte mich an. Alles, um “dazu­zu­ge­hören”, um den Erwar­tungen zu entspre­chen, um die Ruhe nicht zu stören. Das echte Leben schien für andere bestimmt.

Nur beim Tanzen, da gab es für einen Moment ein Aufflackern. Dann war es da, mein inneres Feuer, als könnte ich einen verbor­genen Schalter umlegen: zag. Im Tanz war ich frei, ganz in meinem Element, Doch abseits der Musik verglühte der Funke, und ich spürte: Ich habe mich selbst verlassen.

Der Wende­punkt in Andalusien

In einem Retreat in Anda­lu­sien fand ich mich wieder auf diesen schmalen Grat zwischen Sehn­sucht und Mut. Diesmal führte uns eine Scha­manin aus Korea durch die Tage. Ich hatte schon einige Semi­nare bei ihr besucht und mich Schritt für Schritt mir selbst angenähert.

Und dann kam dieser Tag, der alles verän­derte: Im Garten, im Sonnen­licht, unter einem Zelt­dach tanzten wir. Ich fühlte mich leicht, fast schwerelos.

Da war auch er, der Mann mit Border­line. Er tanzte wie entfes­selt, völlig unge­fil­tert, wild in der Mitte der Tanz­fläche. Plötz­lich nahm ich es wahr: Sein Feuer. So kraft­voll, so unmit­telbar, als würde jede Bewe­gung in ihm aus einer lodernden Glut gespeist werden. Sein inneres Feuer war für mich spürbar. So greifbar, dass ich fast eine Berüh­rung spürte.

Im selben Moment wurde ich mir meines kleinen Funkes bewusst. Immerhin, ein Rest war geblieben.

Das Feuer kehrt zurück

Ich tanzte weiter, spürte meine Füsse auf dem Holz, spürte meinen Herz­schlag, meinen Wunsch, mein Feuer zurück­zu­holen. Ich wollte nicht mehr funk­tio­nieren, mich nicht mehr anpassen. Ich wollte leben.

Plötz­lich erin­nerte ich mich daran, wie es ist, wirk­lich zu brennen, voller Energie und Präsenz zu sein. Nicht nur beim Tanzen oder Unter­richten, sondern in jedem Moment des Lebens. Mein inneres Feuer kehrte zurück. Zuerst zaghaft, dann immer kraftvoller.

Was für eine Freude stieg in mir auf! Der Mann tanzte weiter, ganz im Rhythmus seiner Welt. Wir hatten keinen physi­schen Kontakt, waren kaum einander nahe und doch hat mich seine unbän­dige Leben­dig­keit, sein bren­nendes Border­line-Feuer daran erin­nert, was in mir möglich ist.

Rückblich mit Klarheit

Seit diesem Tag sind Jahre vergangen. Die alte Tren­nung in mir ist aufge­hoben. Ich weiss nun: Ich muss mich nicht verbiegen, um zuge­hörig zu sein. Ich muss mich vor allem nicht von mir selbst trennen.

Als Kind dachte ich, Anpas­sung sei der Preis für Liebe und Aner­ken­nung. Heute weiss ich: Mein Sein, mein inneres Feuer sind mein Geschenk, nicht mein Fehler.

Ein pensio­nierter Pfarrer brachte diese Wahr­heit für mich auf den Punkt. Er sagte: “Sünde ist, wenn du dich selbst von dir trennst.”

Lange mochte ich dieses Wort nicht, aber in diesem Zusam­men­hang ergab es plötz­lich Sinn. Wahres Leben ist Verbin­dung zu sich selbst, zum eigenen Feuer, zu anderen.

Ich bin wieder da. Mein Feuer brennt. Juhui!

Ergän­zung: Border­line und das innere Feuer

Als ich den Mann beob­ach­tete, wurde mir auf einer tieferen Ebene bewusst: Menschen mit Border­line tragen oft ein ganz beson­deres inten­sives inneres Feuer in sich.

Border­line ist eine psychi­sche Erkran­kung, bei der inten­sive Emotionen, Impul­si­vität und Bezie­hungs­schwan­kungen das Leben stark beein­flussen können. Dieses Feuer kann zerstö­re­risch wirken, wenn es keinen Ausdruck oder Halt findet. Doch es ist auch die Quelle von Leiden­schaft, Krea­ti­vität und Lebendigkeit.

In seinem Tanz zeigte ich das ganz unmit­telbar. Ein rohes, unge­fil­tertes, manchmal über­bor­dendes Brennen. Dieses Feuer war es, das mich an meinen eigenen Funken erin­nerte und mir half, meinen Weg zurück ins Leben zu finden.

Was ich aus dieser Erfah­rung gelernt habe:

  • Jeder Mensch hat ein inneres Feuer, selbst wenn es nur noch glimmt, ist es da.
  • Manchmal braucht es einen Spiegel im Aussen, um unseren Funken wiederzuerkennen.
  • Wahr­haf­tige Leben­dig­keit beginnt, wenn wir uns selbst treu sind — nicht, wenn wir uns anpassen.
  • Verbin­dung zu uns selbst ist der Schlüssel für alles: für Liebe, Krea­ti­vität, für Heilung.

 

Was ich aus dieser Erfah­rung gelernt habe:

Und so brennt mein inneres Feuer wieder — nicht laut und lodernd, aber kraft­voll und stetig. Ich habe es mir zurück­ge­holt. Es war nie ganz weg. Es wartete nur darauf, dass ich mich erinnere.

Viel­leicht braucht es manchmal genau solche Begeg­nungen, um uns wieder daran zu erin­nern, wer wir wirk­lich sind.

Viel­leicht ist genau das das Geschenk: Wir dürfen brennen.

Blumenwiese mit gelben und lila Blumen. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.

4 Kommen­tare

  1. Liebe Damaris
    Vielen Dank für deine Worte! Es freut mich sehr, dass meine Geschichte dich berührt hat.
    Bis bald.
    Herz­liche Grüsse
    Manuela

  2. Liebe Jolanda
    Ganz lieben Dank für dein Feed­back. Deine Worte bedeuten mir sehr viel. Danke, dass es dich gibt! Es ist eine Freude, dich auf dieser Reise zu begleiten. Alles Liebe Manuela

  3. Liebe Manuela
    Vielen Dank für deine Geschichte!
    Sehr berüh­rend sind deine Worte. Und so schön wie du es benennst, es braucht die Erin­ne­rung an das innere Feuer.
    Ich kann das gut nachfühlen.
    Herz­li­chen Dank fürs teilen!
    Alles Liebe und schöne Ferien
    Damaris

  4. Liebe Manuela, einmal mehr hast du mein Herz berührt. Danke fürs Teilen deiner Geschichte. Ich bin von ganzem Herzen dankbar, dass wir uns begegnet sind und du mich immer wieder inspi­rierst und zu mir selbst führst.
    Danke, dass es dich gibt.

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